Man kann Stress ausschalten, indem man die Umwelt anders betrachtet

Leseempfehlung #2: Web-Link (öffnet im neuen Tab)

von Jessica Wapner
veröffentlicht auf spektrum.de am 01.01.2021

„Wie bleibt man unter Stress gelassen? Der Neurobiologe Andrew Huberman von der Stanford University verrät im Interview zwei einfache Wege: den »Panoramablick« und das »physiologische Seufzen«.“

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Wenn die Welt still steht. (Teil 4)

Artwork von selcharan

Lieber Leser:innen, dieser Beitrag ist Teil 4 der Themenreihe Schienensuizid.
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Wenn sich die wunderbare Leichtigkeit des Seins in mir entfaltet, ich das Leben und den Moment spüre, ist mein Kopf viel ruhiger und gedämpfter als sonst. Es ist ein sonniger, fast wolkenloser Vorzeigesonntag im April, unerwartet warm, unbeschwert und voller Lachen. Freunde sind zu Besuch und unsere Kinder tollen lachend durch den Garten oder springen rufend auf dem Trampolin: „Papa, papa, guck mal was ich kann!“. Auch die Erwachsenen sind lustig und vergnügt: man unterhält sich, geniesst die Zeit, während man frotzelt, lacht und die gute Zeit schätzt. Die Nachmittagssonne wärmt uns auf und lässt den leicht kühlen Wind vergessen. Noch nie in meinem Leben lagen Leben und Tod auf mich einflussnehmend so nah beieinander, denn in diesem Moment verstirbt mein Bruder.

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Kinofreude pur bei einem Job, der keine Arbeit war.

Die in mir tief verwurzelte Liebe zum Bewegtbild begann in meiner Kindheit, schlängelte sich wie ein abgerollter 35mm-Film durch meine Jugend und wurde in einem Nebenjob gefestigt, aus dem ich einige elementare Erfahrungen für mein späteres Leben mitnehmen konnte. Meine Erinnerungen an diese nachhaltig prägende Zeit sind immer noch so dicht und lebendig, dass mir jetzt, während ich schreibe, der Kopf übersprudelt von Bildern, Anekdoten und Gefühlen. Es gibt auf unseren Lebenswegen unzählige Momente, aber nur wenige echte Meilensteine. Meine Zeit im familiär geführten, traditionellen Familienkino aus meiner damaligen Heimat gehört definitiv zu den markantesten Eckpunkten meines Lebens.

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Nachsorge und ein Thema das bleibt. (Teil 3)

Liebe Leser:innen, dieser Beitrag ist Teil 3 der Themenreihe Schienensuizid.
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Nach einem Personenunfall (PU) im Bahnverkehr besteht für Lokführer im Regelfall die Möglichkeit ein Nachsorge- und Betreuungsangebot in Anspruch zu nehmen. Dies variiert in Art und Umfang je nach Arbeitgeber und dessen Kooperationsportfolio – manches Eisenbahnverkehrsunternehmen bietet seinen Mitarbeitern gar selbst Hilfsangebote an oder hat entsprechend geschultes Personal inhouse. Trotz vieler guter Nachsorge-Möglichkeiten und der wachsenden Erkenntnis in der Eisenbahnbranche, dass es lange nicht mehr sinnvoll ist, einen Lokführer nach einem PU oder anderem schlimmen Ereignis weiterfahren zu lassen, gibt es leider immer noch zu oft die Meinung, dass psychotherapeutische Betreuung nicht nötig wäre – aus verschiedenen Gründen.

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Wenn Ratschläge sich zu Erkenntnissen wandeln.

Leider habe ich zu spät damit begonnen, Feedback anderer Mitmenschen offen und aktiv einzufordern. Ich war einfach nicht bereit für die Wahrnehmung Anderer und deren Meinung über mich, mein Verhalten, meine Ansichten und besonders meine Fehler. Man merkt seinen Mitmenschen sofort an, ob sie empfänglich für ein offenes und ehrliches Wort sind (oder eben nicht) und damit hat meine Umwelt einfach auf die Art reagiert, die ich an den Tag gelegt habe. Die späte Erkenntnis hieraus: ich habe mich dadurch jahrelang um meine eigene Weiterentwicklung gebracht.

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Echos – wenn es immer wieder kommt. (Teil 2)

Artwork von selcharan

Liebe Leser:innen, dieser Beitrag ist Teil 2 der Themenreihe Schienensuizid.
Der vorhergehende Beitrag ist folgender: Wenn sich von Jetzt auf Gleich Leben ändern.

Tock.

Ich höre es wieder und wieder, während ich auf die Dinge harre, die nun kommen, nachdem der Fahrdienstleiter während des Rückrufes mit mir sprach und dann die vorgeschriebene Ereigniskette in Gang setzte. Stille.
Tock.
Ich warte auf die Notfallkräfte und blicke mich in der Lok um. Prüfe die Leuchtmelder, kontrolliere den C-Druck am Manometer des Bremszylinders, nehme die Bedienhebel auf dem Führerpult in Augenschein. Ich merke es mir nicht, denn ich schaue kurz darauf wieder hin.

Tock.

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Wenn sich von Jetzt auf Gleich Leben ändern. (Teil 1)

Liebe Leser:innen, dieser Beitrag ist der Beginn der Themenreihe Schienensuizid.
Am Endes dieses Beitrages ist der nachfolgende Beitrag verlinkt.

Es ist halb zwei Uhr nachts und die letzte Schicht eines zehntägigen Zyklus als Lokführer im Güterfernverkehr quer durch Deutschland beginnt. Es ist eine Nach-Hause-Schicht, also eine, deren Zielbahnhof für mich örtlich günstig liegt, denn ich komme schnell heim und kann dann meine Ruhe geniessen. Meine Lieblingsstrecke liegt vor mir, vorbei an einem Fluß auf dem sich Nachtlichter auf der Oberfläche spiegeln, tollen Landschaften, unaufgeregt, ereignislos aber schön. Ereignislos ist für einen Lokführer normalerweise der Idealfall: alles geht gut, es treten nur minimale Abweichungen vom Regelbetrieb auf und schon gar keine Unfälle. Gegen Ende meiner Schicht wird es ein Ereignis geben und nichts wird gut.

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Es gibt immer ein Licht in der Ferne.

Jeder kennt sie, die dunklen Stunden voller Schwermut und vielleicht sogar Schmerz. Wenn sie zupackt, die kalte Verzweiflung, die Trauer, die Gram, wenn sie in alle Glieder kriecht und sie zu Bleigewichten werden lässt.
Man möchte weglaufen, doch wohin auch immer man flüchtet, nimmt man sich selbst mit – und den festgegrabenen Anker.

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